Vegetarisch und vegan im Kleinkindalter
Nährstoffbedarf bei Kleinkindern
Kleinkinder im Alter von 1 bis unter 4 Jahren haben bei einzelnen Nährstoffen, in Bezug auf ihr Körpergewicht, einen erhöhten Bedarf. Aufgrund von Wachstumsprozessen und einer steigenden körperlichen Aktivität ist auch der Energiebedarf erhöht.
Hauptenergielieferanten sind Kohlenhydrate und Fette und zu einem geringen Anteil auch Proteine. Allgemein zählen Vitamin D, Kalzium und Jod zu den potenziell kritischen Nährstoffen in der Kleinkindernährung. Bei einer vegetarischen Ernährung sollte zusätzlich auf eine ausreichende Zufuhr der langkettigen Omega-3-Fettsäuren sowie von Eisen, Zink und Selen geachtet werden. Bei vegan ernährten Kindern kommen außerdem noch Protein, Vitamin B2 und Vitamin B12 hinzu. Eine vegetarische und vegane Kinderernährung muss daher gut geplant sein (Leitzmann und Keller 2020) (1).
Zu den günstigen Nähr- und Inhaltsstoffen zählen Vitamin E, Folat, Vitamin C, Kalium und Magnesium sowie Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Hier ist die Zufuhr bei einer pflanzenbasierten Ernährung meist höher als bei einer Mischkost-Ernährung (Keller und Gätjen 2020) (2).
Kernaussagen für vegane und vegetarische Ernährung im Kleinkindalter
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Kleinkinder haben aufgrund von Wachstumsprozessen und einer steigenden körperlichen Aktivität einen erhöhten Energiebedarf.
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In der Kleinkindernährung zählen Vitamin D, Kalzium und Jod zu den potenziell kritischen Nährstoffen. Bei einer vegetarischen Ernährung sollte zusätzlich auf eine ausreichende Zufuhr von langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Zink und Selen geachtet werden. Bei vegan ernährten Kindern kommen außerdem noch Protein, Vitamin B2 und Vitamin B12 hinzu. Vitamin B12 muss zuverlässig supplementiert werden.
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Bisher liegen nur wenige, meist ältere Studien zur vegetarischen und veganen Kinderernährung vor. In der VeChi-Diet-Studie lagen fast alle vegetarischen und veganen Kinder innerhalb des Referenzbereichs für die altersabhängige Körpergröße (3).
Hier stellen wir Dir einige potentiell kritischen Nährstoffe vor - in unserer App bekommst du noch mehr Informationen!
Nahrungsenergie
​Der Energiebedarf eines Menschen ist individuell und setzt sich aus dem Grundumsatz, dem Leistungsumsatz und der nahrungsinduzierten Thermogenese zusammen. Kinder im Alter von einem bis unter vier Jahren benötigen etwa die Hälfte an Nahrungsenergie einer erwachsenen Person. Dabei haben Mädchen einen etwas geringeren Energiebedarf als Jungen gleichen Alters. Der Energiebedarf sollte weitestgehend über Kohlenhydrate sowie über Fette gedeckt werden. Enthält die Kost zu wenig Energie, wird auch das darin enthaltene Protein zur Energiegewinnung abgebaut. Es steht dann nicht mehr für den Aufbau von Körperproteinen zur Verfügung (Leitzmann und Keller 2020) (1).
Süßigkeiten und Knabbergebäck sind beliebt bei Kindern. Sie enthalten viel Energie, liefern aber gleichzeitig nur wenig Vitamine und Mineralstoffe. Daher sollten Sie diese Ihrem Kind nur gelegentlich und in Maßen anbieten.
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Protein
​Da im Körper eines Kleinkindes noch viele Aufbauprozesse stattfinden – man spricht auch von Aufbaustoffwechsel – wird eine höhere Proteinzufuhr als bei Erwachsenen, nämlich 1 g pro kg Körpergewicht und Tag empfohlen. Bei vegetarischer und veganer Ernährung ist das Aminosäuremuster der Proteine entscheidend. So hat tierisches Protein meist eine höhere biologische Wertigkeit als pflanzliches Protein und ist für den menschlichen Körper gut verfügbar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine zu hohe Zufuhr von Proteinen aus Milch und Milchprodukten bis zum 2. Lebensjahr das Risiko für einen höheren BMI und Körperfettanteil im späteren Verlauf des Lebens erhöhen kann (Leitzmann und Keller 2020) (1).
Da pflanzliche Proteine (Ausnahme: Sojaprotein) eine geringere biologische Wertigkeit aufweisen, empfiehlt die US-amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics für vegan ernährte Kinder eine Mehrzufuhr von 30 – 35 % für Kinder bis zu zwei Jahren und 20 – 30 % für zwei- bis sechsjährige Kinder, im Vergleich zu gleichaltrigen mit Mischkost ernährten Kindern (Melina et al. 2016) (4). Durch das Kombinieren verschiedener pflanzlicher Proteinquellen kann jedoch das Aminosäuremuster aufgewertet und die biologische Wertigkeit erhöht werden. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Ölsaaten sind gute pflanzliche Proteinquellen, die sich gegenseitig ergänzen. Sie können in einer Mahlzeit kombiniert werden (z. B. Vollkornreis mit Linsensoße), aber es ist ausreichend, sie über den Tag verteilt zu verzehren, um eine gute Versorgung des Kindes mit allen unentbehrlichen (früher essenziell genannt) Aminosäuren zu gewährleisten (Keller und Gätjen 2020) (2). Das wirkt jetzt erstmal kompliziert, aber all unsere Rezepte sind hinsichtlich der Aminosäuren Zusammensetzung optimiert, und Nutrilini nimmt auch das Grübeln ab.
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Langkettige Omega-3-Fettsäuren
​Fette dienen als Energielieferanten, sind wichtig für die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine und übernehmen viele weitere Funktionen im Körper. Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) kommen hauptsächlich in fettreichem Fisch vor und sind bei einer pflanzenbasierten Ernährungsweise kaum vorhanden. Lein-, Walnuss- und Rapsöl enthalten zwar viel α-Linolensäure, aus der unser Körper einen Teil in EPA und DHA umwandeln kann. Bei Kindern (und auch den meisten Erwachsenen) liegt die Umwandlungsrate jedoch lediglich bei rund 1 %, weshalb es sinnvoll ist, mit EPA und DHA angereicherte Pflanzenöle zu verwenden. Dabei stammen die beiden Fettsäuren nicht aus Fisch, sondern aus Mikroalgen (aus denen übrigens auch die Meeresfische ihre EPA und DHA beziehen) (Leitzmann und Keller 2020) (1).
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WIR SIND AUSGEZEICHNET
Quellen:
1: Leitzmann C, Keller M (2020): Vegetarische und vegane Ernährung. Ulmer, Stuttgart, 4. Aufl.
2: Keller M, Gätjen E (2020): Vegane Kinderernährung. Gut versorgt in jeder Altersstufe. Ulmer, Stuttgart.
3: Weder S, Hoffmann M, Becker K, Alexy U, Keller M. Energy, Macronutrient Intake, and Anthropometrics of Vegetarian, Vegan, and Omnivorous Children (1–3 Years) in Germany (VeChi Diet Study). Nutrients. 2019; 11(4):832. https://doi.org/10.3390/nu11040832 ​
4: Melina V, Craig W, Levin S (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: vegetarian diets. J Acad Nutr Diet 116 (12), 1970–1980.
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